Sonntag, 17. Oktober 2010

Waltraut Lewin: Die Jüdin von Konstantinopel (Knaur)

Das Leben der Dona Gracia Nasi, alias Beatrice de Luna y Mendes, ist für eine Frau ihrer Zeit alles andere als typisch: Die Jüdin führt ein Bank- und Handelshaus von euro- päischer Bedeutung. Sie lebt in Konstan- tinopel, und die Geschäfte laufen gut. Trotzdem ist sie mit ihrem Leben so unzu- frieden, dass sie es beenden will. Denn ihr Reichtum hatte stets ein Ziel: Ihren ver- folgten jüdischen Mitmenschen beizu- stehen, Leben zu retten, wo immer das notwendig wurde. Auf ihrem Weg von Lissabon über Antwerpen, Venedig und Ferrara in das Osmanische Reich hatte sie dazu nur zu oft Gelegenheit.
Nun jagt die Inquisition die Conversos von Ancona, und Gracia hatte versucht, sie mit einem Handelsboykott davon abzubringen. Damit war sie zunächst ziemlich erfolgreich - bis ihre eigenen Glaubens- genossen ihr in den Rücken gefallen sind. Diese Niederlage vergällt ihr das Leben - und ihr Liebhaber Joseph, den sie mit ihrer Tochter verheiratet hat, kann ihr zunächst nur eine Wochenfrist Aufschub bis zu ihrem Freitod abhandeln. Doch dann ernennt der Sultan Gracia zur Steuerpächterin der türkischen Provinz Galiläa. Und plötzlich sieht sie eine Chance, die in ganz Europa verstreuten Juden zurück in nach Israel zu führen. 
Dass dieses Unterfangen scheitern wird, weiß der historisch interessierte Leser - doch die Vorgeschichte erzählt Waltraut Lewin außerordentlich spannend und kenntnisreich.

Prädikat: ***

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