Donnerstag, 31. Mai 2012

Yiyun Li: Die Sterblichen (dtv)

Dieser Roman beschreibt China, wie es die Regierung ganz sicher nicht gern dargestellt sieht. Yiyun Li schildert das Leben in der Provinz, in dem Städtchen Hun Jiang. Dort wird 1979 eine junge Frau hingerichtet, die einst, zur Zeit der Kulturrevolution, eine fanatische Rotgardistin war - und später den revolutionären Eifer ihrer Generation ebenso heftig ablehnte. 
Die Autorin zeigt uns einige der Bewohner von Hun Jiang, und lässt uns an ihrem Alltag teilhaben. Der aber gerät infolge der Hinrichtung zunehmend aus dem gewohnten Trott. Denn einige Städter nehmen diese Entscheidung der Obrigkeit nicht so einfach hin. Zumal die lokale Elite durchaus darüber informiert ist, dass der Hingerichteten vor der Zeremonie bereits die Nieren entfernt worden sind - die benötigte ein hoher Funktionär. Selbst zaghafter Protest wird jedoch umgehend brutal niedergeschlagen. 
Der Leser stellt zudem erstaunt fest, dass all diese vermeintlichen Einzelschicksale wie in einem Netzwerk miteinander verwoben sind - und auch die Konsequenzen, die dies hat, zeigt die Autorin, deren Text zunehmend die Wucht einer griechischen Tragödie entwickelt. 


Prädikat: ****

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