Donnerstag, 30. August 2012

Barbara Beuys: Der Große Kurfürst (dtv)

Geschichte wird zu einer spannenden Angelegenheit, wenn man sie nicht als eine Aneinanderreihung von Daten und Fakten begreift, sondern als Wirkung von Ent- scheidungen, die Führungspersönlichkeiten getroffen oder aber gelegentlich auch vermieden haben. Wie sehr insbesondere auch zögerliches Verhalten mitunter den Lauf der Ereignisse beeinflusst, kann man in diesem Buch erkennen. 
Barbara Beuys beschreibt darin den Lebens- weg eines Herrschers, der eigentlich keine Chance hatte - und sie trotzdem nutzte, um ein Reich zu formen: Friedrich Wilhelm (1620 bis 1688), Kurfürst von Brandenburg, wurde von seinen Zeitgenossen nicht ohne Grund der Große Kurfürst ge- nannt. Denn als er 1640 die Regierung antrat, waren seine Länderei- en vom Krieg verwüstet, in weiten Teilen besetzt, und sämtliche Kassen waren leer. Seine Erben übernahmen ein Land, das in Europa zu einer Großmacht geworden war - mit einer weitgehend funktio- nierenden Verwaltung, einem schlagkräftigen Heer, religiöser Toleranz und deutlich mehr Bürgern sowie einer allmählich wieder aufblühenden Wirtschaft. 
Beuys erläutert, wie der Große Kurfürst dieses Wunder vollbracht hat. In ihrem Buch schildert sie aber nicht nur die Biographie eines Herrschers; sie zeigt auch auf, wie Friedrich Wilhelm in das Netzwerk damaliger Machtstrukturen eingebunden war, und wie diese Abhängigkeiten sein Handeln beeinflussten. So entsteht vor dem Blick des Lesers auch ein Bild Europas, das sich in jenen Jahren rasant veränderte. Und obendrein ist dieses Werk auch sehr gut geschrieben. Unbedingt lesen! 

Prädikat: *****

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