Mittwoch, 5. September 2012

Helen Simonson: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft (Droemer)

Früher war alles besser, meint Ernest Pettigrew, Major a.D. Und nach dem Tod seiner Frau will er eigentlich nur noch seine Ruhe, ein gutes Buch und eine ordentliche Tasse Tee. Bald stellt er erstaunt fest, dass dafür in seinem Umfeld nur ein Mensch Verständnis hat: Jasmina Ali, die Besitzerin eines kleinen Lebensmittelladens. 
Major Pettigrew ist so britisch, wie sich ein deutscher Leser das nur wünschen kann. Ja, er verkörpert das Britische in einem Maße, dass jede Steigerung in die Karika- tur führen muss. Der Leser freut sich auf jeder Seite über seine Lebensweisheit und seinen knacktrockenen Humor. Jasmina hat zwar Verwandtschaft, die aus Pakistan stammt. Doch sie ist in Großbri- tannien aufgewachsen, wo ihr Vater Mathematik lehrte. So ist es kein Wunder, dass sie sich nicht nur als sehr belesen erweist, sondern auch die Welt, in der sie sich nun als Witwe einfügen soll, mit kri- tischem Blick betrachtet.
Denn ihr Neffe Abdul Wahid, sehr religiös erzogen, soll den Laden übernehmen, damit die Familie für ihn eine Braut aus Pakistan kommen lassen kann. Jasmina soll sich um die Kinder von Verwandten kümmern, bei denen sie zukünftig unterkommen wird - gern auch um den Haushalt. Und Roger, der verzogene Sohn von Pettigrew, hätte ebenfalls nur zu gern Zugriff auf das Vermögen seines Vaters. So wird es nicht verwundern, dass schon die vorsichtige Annäherung der beiden Alten für einigen Trubel sorgt. Helen Simonson hat in ihrem ersten Buch eine köstliche Komödie zu Papier gebracht - mit einem furiosen Finale. 

 Prädikat: ****

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