Freitag, 21. Dezember 2012

Andreas Franz: Teufelsleib (Knaur)

Ein Krimi um Kommissar Peter Brandt, mit einem etwas unappetitlichen Thema. Denn in Offenbach wird eine Hausfrau tot aufgefunden. Sie hält einen Olivenzweig in der Hand, und in ihrem Mund finden sich eine Olive und eine Taubenfeder. Bald schon liegen weitere Leichen im Kühlhaus, die ebenso gekennzeichnet worden sind - und die Polizei vermutet, dass der Täter auch für zwei weitere Morde verantwortlich ist, die noch nicht aufgeklärt wurden. 
Warum Andreas Franz als Kultautor gehan- delt wird, das ist mir ein Rätsel. Dieses Buch ist genauso öde und unliterarisch wie die Vorgänger. Ich muss gestehen, dass ich mich selten beim Lesen derart gelangweilt habe. Schade. 

Prädikat: -

Maria Ernestam: Der Kater, meine Nachbarn und ich (btb)

Ein Paar mit Katze zieht aus der Stadt aufs Land. Das Haus ist bereits saniert. Und auf den wundervoll verwilderten Garten freut sich Sara schon ganz besonders. Die Nachbarn Agneta und Lars scheinen nette Leute zu sein, ein freundliches Ehepaar mit akkurat gestutztem Rasen. Doch schon bald bekommt das Idyll Risse. Denn ein domi- nanter Kater hat den Garten zu seinem Revier erklärt, das er gegen den Eindringling aus der Stadt ganz entschieden verteidigt. 
Auch Agneta und Lars benehmen sich seltsam; sie scheinen nicht recht zu dem Haus zu passen, in dem sie wohnen. Dann wird Sara von Einbrechern niedergeschlagen, die obendrein das Haus furchtbar verwüsten. Kurz darauf stellt sich ein älteres Ehepaar vor - die Nachbarn, die die letzten Jahre in Brüssel waren und nicht in Südschweden. 
Maria Ernestam deutet mehr an, als dass sie erzählt. Wer Vergnügen daran hat, Bücher gründlich zu lesen und auf winzige Details zu achten, der wird diese Geschichte schätzen. 

Prädikat: ***

Kurt Andersen: Neuland (Heyne)

Der Brite Benjamin Knowles, aus gutem Hause stammend, aber durch das Erlebnis der französischen Revolution verunsichert, reist nach Amerika. New York berauscht und begeistert ihn. Und schon bald hat er dort auch Freunde gefunden: Timothy Skaggs, der Geschichten für die Zeitung schreibt und seine Plattenkamera quer durch die Stadt schleppt, Duff Lucking, der mit Hingabe Brände löscht (und gern auch selbst welche legt, wenn er meint, dass dies der Gerech- tigkeit dienlich ist) und dessen Schwester Polly, die gern Schauspielerin wäre, aber derzeit noch gutes Geld als Prostituierte verdient.
Polly fasziniert Benjamin - und als sie von einer Theaterreise nicht zurückkehrt, sondern mit ihrer Freundin in den Westen geht, um dort zu siedeln, brechen die Männer auf, um sie zu suchen. Kurt Andersen lässt seine Helden den ganzen Kontinent durchqueren, bis sie schließlich in Kalifornien landen, angelockt vom Gold, das dort zu finden ist. Der Autor zeigt, wie verschieden die Motive jener Menschen waren, die einst von Europa aus aufgebrochen sind, um in Amerika ihren Traum von einer besseren Welt zu verwirklichen. Andersen zeichnet das Bild eines Kontinents im Aufbruch - aber letzten Endes entkommt niemand seiner Vergangenheit. 

Prädikat: ***

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Sam Eastland: Roter Zar (Knaur)

Was wäre, wenn? Mit dieser Frage spielt Sam Eastland, alias Paul Watson. Der amerikanische Schriftsteller nimmt also an, dass die Zarenfamilie nicht auf Befehl Stalins erschossen worden ist - und dass niemand aus dem Kreise der führenden Bolschewiki weiß, was in Swerdlowsk tatsächlich geschehen ist. 
Der einstige Privatermittler des Zaren wird reaktiviert, denn nur ihm traut man zu, es herauszufinden. Dass Pekkala noch lebt, ist schon für sich ein Wunder - der legendäre Sonderermittler, der im ganzen Reich gefürchtet wurde, weil er unfehlbar und absolut unbestechlich war, hat die Jahre nach der Revolution als Zwangsarbeiter in der Taiga verbracht. Nun also soll das "Smaragdauge" für Stalin ermitteln - den "roten Zaren". 
Dass er den Fall lösen wird, das erwartet der Leser. Wie Eastland die Lösung gestaltet hat, das verblüfft. Aber das Pekkala anschließend in Stalins Dienste getreten sein soll, so etwas kann sich nur ein Ameri- kaner ausdenken. Schade! 

Prädikat:  **

Freitag, 14. Dezember 2012

Lisa Higgins: In Liebe, Rachel (Knaur)

Sarah, Jo, Kate und Rachel waren das harmonischste Kleeblatt, das man sich vorstellen kann. Doch dann stirbt Rachel - und jede ihrer Freundinnen erhält einen letzten Brief von ihr. Dieser enthält eine Aufgabe. Sie zeigt einerseits, wie gut Rachel die drei kannte. Andererseits verändert diese Aufgabe das Leben ihrer Freundinnen unwiderbringlich. Und es dauert, bis Sarah, Kate und Jo bemerken, dass Rachel ihr Dasein vom Kopf wieder auf die Füße gestellt hat. Denn zunächst sieht es ganz nach dem Gegenteil aus. Lisa Higgins ist hier deutlich mehr gelungen als ein reiner Frauen-Unterhaltungsroman. Sie bringt ihre Leserinnen dazu, nachzudenken, was sie in ihrem Leben ändern sollten - ein erfreu- licher Begleiteffekt dieser Lektüre. 

Prädikat: ***

Mechthild Borrmann: Der Geiger (Droemer)

Moskau, 1948: Ilja Grenko, ein begnadeter Geiger, ist von einer Konzertreise nach Westeuropa zurück und hat nun ein Konzert am Tschaikowski-Konservatorium gespielt. Umtost vom Applaus verlässt er die Bühne - und wird noch in der Garderobe verhaftet. Er stirbt im Gulag, seine Frau Galina wird verbannt. Viele Jahre später kann sie mit Kindern und Kindeskindern nach Deutschland ausreisen. 
Enkel Sascha setzt alles daran, die Geige seines Großvaters wiederzuerlangen. Es ist eine Stradivari, die seit 1862 im Familienbesitz war. Damals hatte sie der Zar seinem Lieblingsgeiger Stanislaw Sergejewitsch Grenko geschenkt. Seit der Verhaftung Ilja Grenkos aber war das Instrument verschwunden. 
Danach zu fragen, das ist gefährlich. Das hatte Galina gelernt, und das hatte Saschas Eltern, seinen Onkel und seine Schwester bereits das Leben gekostet. Doch Sascha gibt nicht auf. Er reist nach Russland, wo er den Enkel eines Kriminellen aufsucht, dem sein Großvater seinerzeit in Workuta das Leben gerettet hat. Domorow weiß die Antwort auf einige Fragen - und den Rest erfährt er von dem Geheimpolizisten, der seinerzeit seinen Großvater aus dem Wege schaffen ließ. Mechthild Borrmann erzählt eine unglaubliche Geschichte. Doch wer die Verhältnisse kennt, der weiß, dass dieser spannend erzählte Roman wohl der Realität ziemlich nahe kommen dürfte. Nicht wundern, lesen! 

Prädikat: ****

Maria Ernestam: Das verborgene Haus (btb)

Viola und Axel fahren mit ihren Töchtern in ein Ferienhaus am Meer. Axel will seine Mutter besuchen, die dement ist und in einem Heim lebt. Viola begleitet ihn. Dabei lernt sie Lea kennen, die ebenfalls in diesem Heim lebt - und ist von der Frau fasziniert, die viele Jahre als Missionarin in China gelebt hat. Je mehr sie über Lea erfährt, desto stärker stellt die Literatur- dozentin allerdings ihr eigenes Leben infrage; insbesondere die Beziehung zu Rechtsanwalt Axel ist schwierig geworden, denn der war kürzlich schwer krank, und hat das noch nicht ver- kraftet. 
Lässt sich die Liebe wiederbeleben, wenn sie durch Kränkungen und Missverständnisse gelitten hat? Mit dieser Geschichte sucht Maria Ernestam die Antwort auf eine uralte Frage - ihre Helden finden sie schließlich in China. Doch ab das den Leser überzeugt, das muss er selbst entscheiden. 

Prädikat: **

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Andreas Föhr: Schwarze Piste (Knaur)

Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner hat eine Mission: Onkel Simon ist tot, und er hat sein Anwesen nebst Schnapsbrennerei an Kreuthner vererbt - unter der Bedingung, dass dieser die Asche des Verblichenen auf dem Wallberg verstreut. Doch die feierliche Zeremonie misslingt; die Asche landet im Gesicht einer jungen Skifahrerin. 
Zur Wiedergutmachung wagt sich Kreuthner gemeinsam mit ihr auf die sogenannte schwarze Piste, die er aber doch nicht so gut kennt. Und auf der Suche nach dem richtigen Weg stolpern sie dann auch noch über eine gefrorene Leiche, die Daniela sofort erkennt: Es ist ihre Schwester, die ganz in der Nähe einen Gnadenhof betreibt. Fast hätte die Polizei an einen Selbstmord geglaubt. Doch bei der Toten findet sich das Foto einer exhumierten Leiche - und kurz darauf auf derselben Bank eine zweite Leiche, mit demselben Foto. Damit wird die Angelegenheit endgültig ein Fall für Kommissar Wallner. Der führt tief in die Geschichte des Linksextre- mismus, was auch den Verfassungsschutz auf den Plan ruft. 
Andreas Föhr hat einmal mehr einen super Krimi geschrieben, der zwar reichlich regionales Flair mitbringt, aber auch Nichtbayern hervorragend unterhalten dürfte. Seine Helden sind erneut Charaktere, und die Handlung schlägt so manche Volte, bis Föhr den Leser in ein verblüffendes Finale führt. Brillant! 

Prädikat: ****

Julias Seidl / Stefan Rosenboom: Anni und Alois - Arm sind wir nicht (Ludwig)

Anni und Alois Sigl leben auf einem Einödhof am Rande eines Dorfes im vorderen Bayeri- schen Wald, seit mehr als 50 Jahren. Und sie leben so wie ihre Vorfahren: Nur in der Küche wird geheizt. Bad und Toilette gibt es in dem Bauernhaus nicht. Der einzige Luxus - Zeitung, Telefon, Fernseher, Strom und Versicherungen - frisst die schmale Rente der beiden alten Leutchen bis auf 50 Euro auf. So ernähren sie sich von dem, was der Garten und die Stallungen hergeben. Selbst den Tabak für Alois baut Anni selbst an. 
Journalistin Julia Seidl hat für das Bayerische Fernsehen drei Filme über dieses Paar gedreht, und sie hat das Paar dafür mehrfach auf dem Hof besucht. Auch die Fotos von Stefan Rosenboom vermitteln ein Bild davon, wie es sich unter solchen Umständen lebt. Bei aller Begeisterung für das ländliche Idyll, aber das ist nichts für Faule, zumal die Winter auf dem Hof lang sind - und schneereich. "Das einfache Leben macht viel Arbeit", bringt es Anni auf den Punkt: "Da fliegen einem nicht die gebratenen Tauben ins Maul." 

Prädikat: ***

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Michael Gruber: Das Totenfeld (dtv)

Ein Mann stürzt aus einem Hotelfenster und wird von einem Zaun aufgespießt - kein schöner Anblick, meint Polizist Tito Morales, der dort gerade in sein Auto steigen will. Im Hotelzimmer findet sich eine Frau, die mit dem Tod des sudanesischen Erdölhändlers nichts zu tun haben will - und behauptet, soeben mit Katharina von Siena gesprochen zu haben. 
Doch die Geschichte, die Michael Gruber hier erzählt, wird noch viel vertrackter. Denn das FBI will nicht, dass die Polizei ermittelt. Und der Bericht, den diese Frau, die sich Emmylou Dideroff nennt, dann schrittweise gibt, klingt so abenteuerlich, dass ihr niemand glauben möchte. Aus gutem Grund, wie der Leser bald herausfindet. Denn die unkonventionelle Ordensfrau sagt nicht die ganze Wahrheit. Ein packender Thriller um Öl, Macht und Geld - und eiskalte Politiker, denen jedes Mittel recht ist, wenn es ihren Interessen dient. 

Prädikat: ***

Johanna Marie Jakob: Das Geheimnis der Äbtissin (Knaur)

Um seinen Vater zu empfangen, ist Ludwig, der älteste Sohn des Grafen von Lare, die Treppe des Wachturms hinuntergeeilt. Dabei stürzt er, und erleidet einen komplizierten Kochenbruch. Fasziniert beobachtet Judith, seine Schwester, wie Silas, der Leibarzt des Kaisers, das verletzte Bein behandelt. Dieses Erlebnis verändert ihr Leben: Aus der jungen Adligen wird eine Heilkundige, die schließlich sogar Kaiser Friedrich ins Feld begleitet. 
Doch der Herrscher hat ein Geheimnis: Er kann keine Kinder zeugen. Den Beischlaf erledigt daher, für Gott und das Reich, Bischof Konrad. Judith ist nicht die einzige, die weiß, dass die Söhne, die Kaiserin Beatrix geboren hat, in Wahrheit Bastarde sind - und dieses Wissen bringt sie noch Jahre später in Gefahr, als sie längst einem Kloster vorsteht. Spannend und detailreich erzählt Johanna Marie Jakob diese Geschichte aus dem 12. Jahrhundert - und der Leser folgt ihr gern durch diesen historischen Roman.

Prädikat: ***

Christoph Peters: Wir in Kahlenbeck (Luchterhand)

Dies ist der Bericht vom Leben und Lernen im Collegium Gregorianum Kahlenbeck, einem katholischen Jungen-Internat irgendwo am Niederrhein. Dieser Roman verströmt einen Geruch nach Weihrauch - und nach Kohlsuppe. Denn in Kahlenbeck scheint die Zeit stillzustehen. Da gibt es Teenager, die mit ihrer Tante auf Wallfahrt gehen, und Patres, die hingebungsvoll die Sünden ihrer Zöglinge erforschen - vor allem auch die fleischlichen. Dieses Internat ist so konservativ, dass der Leser zunächst denkt, dieser Roman spiele in der Nachkriegszeit. Doch an der Musik, die die Schüler dieser Eliteschule hören, stellt man dann fest, dass es um die 80er Jahre geht. Peters zeichnet das beklemmende Bild einer Kirche, die aus der Welt gefallen ist. Spiritualität wird hier durch Rituale und Verbote ersetzt; die Jugendlichen haben nicht in erster Linie das verheißene Himmelreich, sondern die Qualen der Hölle vor Augen. Gruslig! 

Prädikat: ***

Dienstag, 11. Dezember 2012

Kinky Friedman: Das Weihnachtsschwein (Knaur)

Die klassische Weihnachtsgeschichte endet meistens traurig - man denke nur an das Mädchen mit den Schwefel- hölzchen. Diese hier berichtet vom kleinen Benjamin. Er wächst bei Tante Joan und Onkel Floyd auf - so jeden- falls sagen die Leute, denn in Wahrheit weiß niemand, wer seine Eltern sind. 
König Jonjo herrscht über das Land, in dem Benjamin, Joan und Floyd leben - und der König enthüllt in jedem Jahr zum Abschluss der Christmette eine traditionelle Krippenszene. Nun hat er ein Problem. Denn Künstler gibt es in seinem Königreich nicht mehr. Benjamin spricht zwar nicht, aber er kann ausgezeichnet malen. Und so wird der Zehnjährige an den Hof geholt, um binnen Monatsfrist - mehr Zeit ist nicht mehr - ein grandioses Werk zu erschaffen. 
Gelingt es ihm, dann können seine Zieheltern ihre Schulden bezahlen, und verlieren ihren Bauernhof nicht. Während Benjamin an dem Bild malt, freundet er sich mit einem Schweinchen an. Valerie ist unglaublich klug - und Benjamin stellt erstaunt fest, dass er sich mit ihr unterhalten kann. In der Scheune entsteht ein Bild, das in der Tat ein Meisterwerk ist. Doch dann erfährt der Junge, dass die Boten, die das Bild zum Hof bringen sollen, auch seine Freundin mitnehmen werden - als Braten. Und so kommt es, dass später die Engel, mitten aus einem Schneesturm und tief aus dem Wald, zwei kleine gefrorene Leichen vor Gott bringen. 
Es ist kein tröstliches Ende, das Kinky Friedman seiner Geschichte gegeben hat. Sie ist brillant erzählt, aber Kindern sollte man sie - trotz der wundervollen Illustrationen von Daniel Schreiber - wohl besser nicht vorlesen. Denn hier kommt keine gute Fee, um die Helden zu retten. Der Leser seufzt: Schade. 

Prädikat: *****

Glöckchen, Gift und Gänsebraten (Knaur)

Eine weitere Folge mit Adventskrimis aus dem Hause Knaur. Wie schon im letzten Jahr ("Maria, Mord und Mandelplätzchen") sind auch hier wieder Autoren aus ganz Deutschland vertreten. Sie sind zwar nicht unbedingt alle prominent, doch ihre kurzen Geschichten sind durchweg köstlich - auf den Punkt gebracht, mit Liebe angerichtet und mit fiesen Details sorgsam gewürzt. Fröhliche Weihnachten! und im nächsten Jahr bitte mehr davon. 

Prädikat: ****

Evelyn Sanders: Advent fängt im September an (Knaur)

Was tut die fleißige Hausfrau, wenn das Weihnachtsfest herannaht? Die Antwort gibt dieses Buch mit Geschichten von Evelyn Sanders. Es sind Geschichten, die eigentlich das Familienleben schreibt. Man kann daraus lernen, wie man die kleinen Katastrophen des Alltag mit Humor bewältigt. Oder man amüsiert sich einfach - ich musste beim Lesen oft schmunzeln. 

Prädikat: **

Helene Tursten: Der im Dunkeln wacht (btb)

Auf Göteborger Friedhöfen finden sich, sorgsam in Plastikfolie verpackt, zwei erdrosselte Frauen. Wie sich herausstellt, hatte der Täter zuvor eine weiße Chrysantheme und einen Umschlag mit einer verschlüsselten Botschaft an ihrer Wohnungstür befestigt, in dem sich ein Foto befindet - aufgenommen durch ein Fenster der Wohnung der Toten. Der Paketmörder, das ist Kriminalinspektorin Irene Huss und ihrem Team bald klar, ist ein Stalker. Sehr schnell haben sie einen Verdacht. Doch zunächst können sie dem Mörder nichts nachweisen. Ein Wettlauf beginnt, bei dem ein Verrückter auch Polizistinnen näher kommt, als ihnen lieb ist. Helene Tursten hat einen Krimi geschrieben, der noch grusliger endet, als er begonnen hat. Starke Bilder! Dieses Buch ruft förmlich danach, ein Fernsehkrimi zu werden. 

Prädikat: ***

Heide Meyer: Mutter Corsage (Knaur)

"Meine wichtigste Mission ist aber erfüllt: Büstenhalter, ob nun mit Schaumstoff- kissen, mit Strassverzierungen oder Silikonpads, ob durchsichtig und elastisch, ob formend oder nicht, sie sind nicht totzukriegen." Das ist die Bilanz, die Heide Meyer, Miederwarenverkäuferin aus Berlin ("Lady M"), nach vielen Jahren im Geschäft zieht. 
Sie hat, unterstützt durch die Journalistin Silke Kettelhake, ihre Autobiographie zu Papier gebracht. Wer aber tatsächlich "Enthüllungen" erwartet, der hat das falsche Buch in der Hand. Meyer berichtet viel Interessantes aus der Nachkriegszeit. Und sie erzählt mit Humor von den nicht immer glücklichen Entscheidungen ihres Lebens, von den Dessous, die sie verkauft hat, und vom Wandel der Zeiten. Wer sich nicht daran stört, dass Mode wohl immer auch mit einer großen Portion Eitelkeit verbunden ist, der wird sich über Meyers Nähkästchen-Geplauder amüsieren. 

Prädikat: **