Montag, 26. Januar 2015

Christoph Peters: Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln (Luchterhand)

Lange hat Ernst Liesgang nach dem passenden Ort gesucht – und sich schließlich für Rensen, ein verschlafenes Dorf an der Ostsee, entschieden. Der Keramikkünstler, nach etlichen Lehrjahren in Fernost wieder zurück in der Heimat, will im Hof des alten Pfarrhauses nach alter Tradition einen Anagama-Brennofen errichten lassen. Und einmal mehr hat Liesgang Glück, denn es gelingt ihm, Tatsuo Yamashiro, einen der erfahrensten und angesehensten Ofensetzer Japans, für diese Aufgabe zu gewinnen. 
Und so reist der Handwerker aus dem Land der aufgehenden Sonne im Frühjahr 1989 in die deutsche Provinz, umsorgt von einem ganzen Tross japanischer Helfer. Auf dem platten Lande begegnen sich zwei grundverschiedene Kulturen – was nicht frei von Komik ist. So entdeckt Herr Yamashiro, sehr zum Entsetzen seiner Köchin, dass ihm Mettbrötchen, Rotkohl, Schnitzel und Kartoffeln ganz hervorragend schmecken. Selbst für den Schnaps, den Wirtin Herta Mölders im Gasthaus „Pit's Schollenkutter“ ausschenkt, kann sich der Ofen-Spezialist begeistern. 
Die Eingeborenen hingegen beobachten fasziniert die japanischen Zeremonien. Denn die Gäste unterscheiden sich sowohl in ihrem Verständnis von Kunst und als auch ihrer Lebensauffassung erheblich von dem, was den Deutschen vertraut ist. Das zeigt sich in einer urkomischen Szene beim Zoll, wenn der Beamte die kostbaren Teeschalen des japanischen Meisters für Hobbytöpfereien hält. Das wird besonders sichtbar, wenn Liesgang örtliche Handwerker in das Projekt mit einbindet. Selbstverständlich setzen sie ihren ganzen Ehrgeiz daran – und sind den Japanern darin näher, als sie ahnen. Christoph Peters gelingt mit diesem Roman erneut eine federleichte Komödie über das Zusammentreffen zweier Kulturen. Es ist zugleich ein wundervolles Buch darüber, was möglich wird, wenn sich Menschen für ein gemeinsames Ziel engagieren. Die Geschichte erweist sich darüber hinaus als eine Parabel über den Wert des Handwerks. Unbedingt lesen!  

Prädikat: ****

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