Donnerstag, 15. Januar 2015

Walter Kempowski: Somnia (Knaus)

Er könne gar nicht begreifen, sagte Walter Kempowski einmal, dass es Schriftsteller gebe, die kein Tagebuch führen. Dieses Buch macht deutlich, welche Bedeutung die täglichen Notizen für den Autor hatten. Zum einen halfen sie Kempowski bei der Bewältigung des Alltags mit seinen kleinen und größeren Zwischenfällen und Katastrophen. Diese finden sich daher auch akribisch verzeichnet, und mit Hilfe der literarischen Form schon quasi gebannt. Er berichtet von seinen täglichen Verrichtungen, von seinen Reisen und über Gäste. Zum anderen geben die Tagebucheinträge einen faszinierenden Einblick in die Werkstatt des Schriftstellers, seine Empfindungen und seine Gedankenwelt. Oftmals notierte Kempowski seine Träume – was dem Band dann wohl auch seinen Titel gab.  Die Aufzeichnungen aus dem Jahre 1991 brechen am 21. Dezember 1991 ab. An diesem Tage wurde Gorbatschow durch Jelzin abgelöst. Und Kempowski erlitt einen Schlaganfall. „Somnia“ ist das letzte Werk, das der Schriftsteller fertigstellen konnte. 

Prädikat: ****

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