Samstag, 23. Januar 2016

Andrea Sawatzki: Der Blick fremder Augen (Droemer)

Eine Tote lehnt am Stamm einer Kiefer, die Kehle durchgeschnitten, und ein toter Hund ist bei ihr. Es ist die Vermieterin, die ihrer Mieterin die Kündigung angedroht hat. Und das erfahren wir Leser sehr viel schneller als die Polizei. Andrea Sawatzki schildert in ihrem Buch, wie eine junge Frau nach einer schwierigen Kindheit und einer Fehlgeburt geistig abdreht. Katrin hat Angstzustände, und sie bezieht jeden dummen Spruch und jeden schiefen Blick in ihrer Umgebung auf sich. Wie in einem Film wechseln die Szenen, kurz, drastisch, cut – und immer enger wird der Horizont der Kranken. Die Figuren, die Sawatzki zeichnet, sind zumeist ziemlich holzschnittartig angelegt. Das gilt nicht nur für die Gestalten, die die Kranke verzerrt wahrnimmt, sondern beispielsweise auch für den weichgespülten Oberkommissar Steffen Müller an der Seite ihrer Ermittlerin, der Kommissarin Melanie Fallersleben – im Buch wird sie kurioserweise auch „Falkenberg“ genannt. Und wie kann es sein, dass ein Oberkommissar Assistent einer Kommissarin ist? Bei allem Lesesog – aber hier hätte das Lektorat mehr Sorgfalt walten lassen sollen. Die handwerklichen Mängel sind so groß, dass sie das Lesevergnügen doch deutlich beeinträchtigen. Schade! 

Prädikat: *

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