Sonntag, 24. Januar 2016

Kristine Bilkau: Die Glücklichen (Luchterhand)

Cellistin Isabell und Redakteur Georg sind ein Paar, ein glückliches, mit einer Wohnung in bester Lage, mit Parkett und hohen Räumen. Mit der Geburt von Sohn Matti wächst aber nicht ihr Glück nicht wirklich. Beide fühlen sich unter Druck, und sind verunsichert: Isabell will zurück in ihr Musicalorchester – doch wenn sie ein Solo spielen muss, zittern nun ihre Hände. Und in Georgs Redaktion wollen Gerüchte nicht verstummen, der Verlag wolle die Zeitung verkaufen. 
Das Haus wird saniert; im Treppenhaus hängt jetzt ein Kronleuchter, und der Vermieter schickt eine Mieterhöhung. Die jungen Eltern beginnen zu zweifeln, zu rechnen und zu vergleichen – jeder für sich, denn miteinander reden sie immer weniger. Und wenn sie durch die Straßen laufen, dann lautet plötzlich die Botschaft all der Wohnungen mit den geschmackvollen Wandfarben und den Bücherregalen: Wir können, ihr nicht. Das Kiez mit seinen Cafés und Läden, dem Park und den Spielplätzen mit all den anderen Eltern ist auf einmal nicht mehr ihres. Kristine Bilkau zeigt uns in ihrem Debütroman eine Generation, die keinen Plan B hat – Perfektion als Lebensziel, Scheitern ist da nicht vorgesehen. Diese Menschen verhungern vor der vollen Krippe, weil sie denken, dass sie nur von ihrem goldenen Tellerchen und mit ihrem silbernen Gäbelchen essen können. Und so lebten sie sich denn auseinander. Was für ein schäbiges Paradies! 

Prädikat: ****

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