Mittwoch, 27. Januar 2016

Mechtild Borrmann: Die andere Hälfte der Hoffnung (Droemer)

Ein alter Mann versteckt eine junge Frau, die offensichtlich verfolgt wird. Sie stammt aus Osteuropa, und sie will nicht nach Hause zurückkehren ohne ihre Freundin, der die Flucht nicht gelungen ist. Nach Deutschland gekommen ist sie als Studentin – das jedenfalls glauben die Mädchen, bis sie endlich begreifen, dass sie nur eine Handelsware sind. 
Das Leben in der Heimat aber ist auch kompliziert. Walentyna, die Mutter der Freundin, wartet vergeblich auf die versprochenen Briefe. Um nicht zu verzweifeln, schreibt sie ihre Lebensgeschichte auf – und Autorin Mechtild Borrmann macht mit diesem Wechsel der Erzählperspektive deutlich, dass dort, wo Kateryna und Olena herkommen, ein Menschenleben ebenfalls wenig zählt. Handwerklich geschickt berichtet sie über die Katastrophe von Tschernobyl und macht deutlich, welche Folgen sie auch langfristig für die Betroffenen hat. 
In der Ukraine ermitteln vier Polizisten, die einander nicht trauen, denn Gründe zum Verrat gibt es viele, und niemand weiß, wer letztendlich auf welcher Seite steht. Als der Milizionär Leonid Kyjan tatsächlich eine Spur findet, wird er entlassen. Trotzdem reist er nach Deutschland, und ihm gelingt es, gemeinsam mit den deutschen Kollegen die Menschenhändler zumindest zu stören. Wer diesen Krimi gelesen hat, der ahnt, dass das Geschäft weitergehen wird – mit anderen Handlangern, vielleicht auch an einem anderen Ort. 

Prädikat: ***

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