Dienstag, 5. Januar 2016

Slimane Kader: Ocean King (Droemer)

Ein junger Mann, halb Franzose, halb Algerier, will der Pariser Vorstadt entkommen. Also heuert er auf einem Kreuzfahrtschiff an – als Hilfskellner, wie er meint. Dieser Irrtum korrigiert sich bald, denn statt einer schmucken Uniform gibt’s Drillich, und an Arbeit alles, was gerade so anfällt – vom simplen Aufwischen bis zum Reinigen von Schwimmbad-Reinigungsrobotern, und vom Vergiften von Schaben bis zum Anfertigen leckerer Grillspieße in der Küche. 14 Stunden am Tage, sieben Tage in der Woche. Der Job verändert den Mann: „Joker sein ist eine Art Militärdienst“, schreibt Slimane. „Nach ein paar Wochen erfasst dich dieses ganz bestimmte Gefühl. Du begreifst es nicht gleich … (..) Und dann … beginnt die Sache dir zu gefallen! All die beschissenen Arbeiten fühlen sich plötzlich an wie das Fastenbrechen. Du willst mehr davon! Und weißt du, warum? Weil du beim Arbeiten jeden Tag weißt, was du zu tun hast. Du weißt, warum du es tust und wie du es tust. Das Leben wird sichtbar. Es gibt keine Überraschungen. Keinen Stress. Du bewegst dich innerhalb einer Ordnung, und das ist das pure Glück.“ 
Der Joker steigt auf, aus dem Bauch des Schiffes geht es allmählich an Deck. Doch das ist nicht wirklich wichtig. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass der Autor dieses Buches grandios erzählt. Selbst wenn er oftmals so naiv herumtapst, dass es fast peinlich ist – wie er das schildert, das ist hohe Kunst, und man drückt ihm unwillkürlich beide Daumen, für seine Zukunft in der Literatur. Denn die braucht solche Stimmen. 

Prädikat: *****

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