Freitag, 9. Dezember 2016

Plätzchen, Punsch und Psychokiller (Knaur)

Ein Krimi-Adventskalender? Mit „Plätzchen, Punsch und Psychokiller“ hat der Knaur Verlag auch in diesem Jahr wieder alles vorbereitet für eine mörderische Advents- zeit. In 24 Kurzkrimis von Sylt bis nach Füssen im Ostallgäu und von Wien bis nach Berlin erhält der Sensenmann tatkräftige, mitunter auch sehr verblüffende Unter- stützung. Und wem zu früh der Lesestoff ausgeht, der kann notfalls auf „Türchen, Tod und Tannenbaum“ zurückgreifen – denn auch im vergangenen Jahr hat Knaur eine Sammlung mit 24 erstklassigen Weihnachtskrimis veröffentlicht. 
Nicht alle Autoren sind prominent, aber diese Kurzkrimis haben durchweg Klasse. Dem Verlag ist das Kunststück gelungen, erneut witzige, rabenschwarze, mit einschlägigen Klischees souverän spielende Geschichten aufzuspüren, mit tödlicher Pointe. Na dann – frohe Weihnachten!

Prädikat: ****

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Kiera Brennan: Die Herren der Grünen Insel

Ein Roman der Superlative: Knapp tausend Seiten, so viele Helden, dass man zu tun hat, den Überblick zu behalten, ein gutes Dutzend Schauplätze – und sechs Jahre Krieg. Julia Kröhn erzählt, unter ihrem Pseudonym Kiera Brennan, in diesem grandiosen Historienepos von der Normannen-Invasion in Irland. Alles ist hier groß – die Gewalt, der Hass, und das Blut- vergießen. Nur die eroberten Ländereien, die bleiben winzig. 
Dieses Buch fühlt sich an, als wäre man in eine gruslige Fantasy-Saga geraten. Das ist kein Wunder, denn die Männer, über die berichtet wird, falls nicht Barden oder Priester, sind roh und vom Kampf abgestumpft. Im zwölften Jahrhundert hatte Irland viele kleine Herrscher, die sich unermüdlich bekriegten. Doch während die irischen Recken mit Leidenschaft ihre Machtkämpfe als langjährige Fehden untereinander ausfechten, fällt Henry Plantagenet, Herzog der Normandie und König von England, mit seinen Truppen im Osten Irlands ein. Die Autorin schreibt gekonnt, sie schildert das Geschehen drastisch und dramatisch. Mit der Geschichte der Grünen Insel hat sie sich offenbar gründlich beschäftigt, und ihre Beschreibungen von Städten und Landstrichen zeugen von zahlreichen Reisen durch Irland. Der Leser darf gespannt sein, ob es irgendwann eine Fortsetzung geben wird. Zu erzählen jedenfalls wäre noch einiges. 

Prädikat: ****

Jürgen Schäfer: Die Krankheitsermittler (Knaur)

Dieses Buch berichtet über die Arbeit des Zentrums für unerkannte Krankheiten an der Universitätsklinik Marburg. Die Patienten, um die Professor Jürgen Schäfer und seine Mitarbeiter sich kümmern, haben oftmals eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Sie wurden von Arzt zu Arzt geschickt – doch herausgefunden, was ihnen wirklich fehlt, haben erst die Marburger Experten. 
Wo andere Ärzte keinen Rat wissen, beginnen sie noch einmal mit der Suche nach Ursachen. Dabei schauen sie vielleicht etwas gründlicher hin als der gestresste Hausarzt in seiner Praxis. Und auch die enge Zusam- menarbeit der unterschiedlichsten medizinischen Fachrichtungen zahlt sich aus, wie der Leser schnell feststellt. 
Schäfer erzählt beispielsweise vom Personalvorstand einer Großbank, der ständig einschlief, vom Automechaniker, der ausgiebige Bäder in seiner prächtigen alten Badewanne liebte – und sich dabei dummer- weise eine chronische Bleivergiftung zuzog – und von der Bäuerin, die ihren Kuhstall zusperrte und in die Stadt umzog. Dort wurde sie allerdings bald von seltsamen Krampfanfällen geplagt. Für diese Menschen sind der Professor und seine Mitarbeiter die letzte Hoffnung – und oftmals gibt es für die hochkomplexen Krankheitsbilder eine ganz einfache Erklärung. Spannend wie ein Krimi, und wunderbar geschrieben! 

Prädikat: ****